Rice to go

In Guinea isst man hauptsächlich Reis. Reis ist das Brot der Guineer. Hat ein Guineer keinen Reis gegessen, hat er nicht gegessen. Zum Reis gibt es verschiedene Saucen (= Maafe): Maafe Hako Pute (Süsskartoffel-Blätter-Sauce), Maafe Hako Bantara (Maniokblätter-Sauce), Maafe Tiga (Erdnusssauce), Maafe Supu (eine Art Tomatensauce mit verschiedenen Zutaten) und noch andere. Für das Kochen des Essens ist die Frau zuständig. Dies beansprucht einen grossen Teil ihrer Zeit. Morgens nachdem alle Kinder in der Schule sind, der Hof gewischt und auch das kleinste Kind gewaschen ist, muss sie auf den Markt, um alle Zutaten für ihre Sauce zu kaufen. So wird man dann auf dem Markt auch immer wieder gefragt: „Welche Sauce kochst du heute?“ Salimatou*, einer Freundin, erkläre ich eines Tages, dass ich Maafe Napoli koche, eine Sauce aus der Schweiz. Als wir eine Weile über Saucen gesprochen haben und sich meine Pulaarkenntnisse langsam dem Ende neigen, kommen wir überein, dass sie mir am kommenden Montag zeigt, wie man Maafe Hako Pute kocht und ich ihr dann ein anderes Mal beibringe Maafe Napoli zu kochen.

 

Am Montag um halb vier – als ich schon nicht mehr daran glaube – taucht Salimatou auf und holt mich ab zum Kochen. Bei ihr zu Hause holen wir die Kochutensilien aus einem Aussenraum. Gekocht wird draussen vor dem Haus – immer mit dabei: das Baby. Auf je einem Holzfeuer wird der Reis und die Sauce gekocht. Nachdem Salimatou Wasser für den Reis aufgesetzt hat, schneidet sie mit einem grossen Messer geschickt das Hako Putee (Süsskartofellblätter) klein. Dieses wird dann gewaschen und anschliessend mit Wasser auf dem Feuer aufgesetzt. Damit man beim Essen keinen Dreck und Steinchen zwischen die Zähne bekommt, muss auch der Reis gewaschen werden. Nun werden die zwei Fische bearbeitet, was für meine Augen ein weniger schöner Anblick ist. Zuerst entfernt sie die Schuppen, dann wird der Kopf, die Flossen und die Innereien entfernt. Als die gröbsten Gräte weg sind, legt sie den Fisch in die einte Pfanne, wo er gedämpft wird. In der Zwischenzeit schneidet sie die Zwiebeln klein, ohne Schneidbrett. Danach wird irgendein graues Gewürz – den Namen kann ich mir leider nicht merken -  und ein Maggiwürfel dazugegeben. Schlussendlich kommt noch rotes Öl dazu und dann wird alles gerührt und lange gekocht. Als das Essen fertig ist, füllt sie Reis und Sauce für mich in zwei Pfännchen zum Mitnehmen - quasi „Rice to go“. Ich will schon gehen, doch sie ist ganz entrüstet und fragt, ob ich denn nicht mit ihr essen würde. So esse ich mit ihr aus dem gleichen Topf. No weli haa! (= Schmeckt sehr fein!)

 

In der gleichen Woche am Freitag kommt Salimatou zu mir und ich koche Maafe Napoli. Wir kochen natürlich nicht draussen, sondern in unserer Küche auf dem Gasherd und mit viel mehr Hilfsmittel als nur einem Messer. Ich würde zu gern wissen, was in ihrem Kopf abgeht, wenn ich die Zwiebeln auf dem Schneidbrett auf dem Tisch schneide, den Knoblauch mit der Knoblipresse zerkleinere und das Tomatenpüree-Büchsli mit dem Büchsenöffner öffne. Das allerseltsamste ist wohl, dass ich keinen Reis koche zur Sauce, sondern eine ganze Pfanne voll Spaghetti. Um ca. 13 Uhr ist das Essen fertig. Ich möchte sie zum Essen am Tisch mit Teller, Gabel und Löffel einladen, doch auf einmal hat sie keine Zeit mehr. Ihr älterer Sohn komme gleich von der Schule nach Hause, dann müsse sie zu Hause sein. (Nebenbemerkung: Sonst ist sie auch häufig nicht zu Hause, wenn ihr Sohn die Schule aus hat.) So gebe ich ihr eben eine Schüssel voll Spaghetti und Tomatensauce mit und sage ihr, sie könne es ihrer Nachbarin Tanti Binta – einer Schweizer-Teamkollegin – bringen, wenn es ihr nicht schmeckt. Am nächsten Tag erzählt mir Tanti Binta, dass Salimatou ihr gleich auf dem Rückweg den vollen Topf gebracht hat. Sie habe sich nicht getraut zu probieren, sie kenne so etwas überhaupt nicht. So viel zum kulturellen Austausch. ;-)

 

* Name der Redakteurin bekannt ;-)

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Gion (Sonntag, 14 Februar 2016 16:58)

    Mmmmhh.... Sieht ja lecker aus. mal besser als der Linseneintopf von Chrischona ;-). Lieber Gruss

  • #2

    Myriam (Sonntag, 14 Februar 2016 17:53)

    Hahaha! Luschtig! Uf e erscht Blick hätti vilech ihre Topf ou dr Nachbüri gäh!!! Aber Du hesch ja zuegluegt wie sy's gmacht het...isch sicher fein gsy! Liebi Grüess xoxox
    PS. Bi üs isch im Fau hüt am Morge -31 gsy! Mit em Wind gspürt sech's wie -40!!!