BOooNJOoOUr MaaADAME!!!

So ertönt es drei Mal pro Woche morgens um 8 Uhr, wenn ich in den Hof der Familie Sané* fahre. Nachdem ich vom Reisen, Einkaufen, Kochen und guineischer Schönheit geschrieben habe, nehme ich euch diesmal einen Morgen lang mit in den Kindergarten.

Kurz vor 8 Uhr steige ich auf mein Velo und fahre los Richtung Sinthourou, einem Aussenort von Gaoual. Im Hof des Quartierchefs, einem wichtigen Mann in Gaoual, stelle ich mein Velo ab und ein Chor von Kindern begrüsst mich mit: „Booooonjour Madame!“ Ich grüsse als erstes Madame Sané*, die stattliche Frau des Quartierchefs. Nachdem alle Höflichkeiten ausgetauscht sind, mache ich mich an die Arbeit. Maimouna*, meine guineische Klassenhilfe, ist bereits fleissig im Hof am Werk. Sie zieht im Brunnen Wasser und füllt den Wasserfilter für das Trinkwasser sowie den Kübel zum Hände waschen. Anschliessend wischt sie die beiden Garagen, die uns als Klassenzimmer dienen. Ich hole das nötige Material aus unseren beiden Kisten. Bald taucht auch Monsieur Dansoko*, ein engagierter Mann Ende 50ig und Elian, meine Schweizer Kollegin, auf. Zu viert besprechen wir kurz, was für den heutigen Morgen geplant ist. Als erstes animieren Monsieur Dansoko und Maimouna die Kinder der beiden Klassen beim Sport unter dem Mangobaum. Währenddessen habe ich Zeit die Stühle für mein Klassenzimmer zusammen zu suchen, die im Laufe des vergangenen Tages an verschiedenen Orten im Hof Verwendung gefunden haben. Monsieur Dansoko organisiert nebenbei noch, dass das Auto aus meinem Klassenzimmer gestossen wird, sofern der Chauffeur nicht den Autoschlüssel mit auf Reisen genommen hat. In diesem Falle bin ich natürlich flexibel genug den Unterricht kurzerhand unter den Mangobaum zu verlegen. ;)

 

Um kurz vor 9 Uhr heisst es: „Au rang pour la toilette!“ Alle Kinder rennen zum Wasserkübel, wo ein Kampf um den vordersten Platz entsteht. Zum Glück sorgt Maimouna etwas für Ordnung und schaut, dass alle Kinder die Hände mit Seife gewaschen haben. Gleichzeitig wird allen Kindern kurz Fieber gemessen. Eine Massnahme die von der Ebola-Krise her beibehalten wurde.

Nach diesem morgendlichen Ritual teilen sich die Kinder in die beiden Klassenzimmer – oder besser gesagt in die mit Wandtafel und Stühlen ausgestatteten Garagen – auf. Monsieur Dansoko und Elian unterrichten die älteren Kinder, die bereits das zweite Jahr den Kindergarten besuchen und Maimouna und ich die jüngeren Kinder, die erst seit Eröffnung der zweiten Klasse im Februar dabei sind. Die Kinder sind zwischen 3 und 6 Jahren, die meisten können fast bis kein Wort Französisch und sitzen zum ersten Mal einem Klassenzimmer. Bis zur Pause gestalten wir eine Lektion. Wir lernen die ersten Wörter, Verse und Lieder auf Französisch. Wir lernen zu zählen, einen Stift oder eine Kreide zu halten und machen erste graphomotorische Versuche. Daneben spielen wir viel, was für die Kinder jeweils ein Höhepunkt ist. Dazu breiten wir eine Blache aus und holen die Spielsachen aus einer Kiste: Lego, Autos, Puzzles, Spiele wie Memory oder Uno, ein paar Bauklötze und Knete. Viel mehr haben wir nicht und trotzdem ist es mehr als alles, was die Kinder jemals haben werden! So muss dann am Ende immer auch kontrolliert werden, ob nicht ein Spielzeug unbemerkt in die Hosentasche eines Kindes gewandert ist.

Um 10 Uhr ist Pause. Die Kinder essen ihr Spaghetti- oder Bohnenbrötli und können sich im Hof austoben. Nach ungefähr 20 Minuten wird die Pause mit dem Ruf „Au rang pour la toilette!“ beendet. Sobald alle Hände wieder sauber sind, versammeln sich alle 40 Kinder im einten Klassenzimmer. Jeden Tag erzählt entweder Elian oder ich eine biblische Geschichte, die von unseren einheimischen Freiwilligen entweder auf Pular oder auf Djaka übersetzt wird. Danach bleibt Zeit für eine zweite Lektion in der jeweiligen Klasse oder ein Spiel draussen im Hof. Um 11.30 Uhr ertönt das Abschiedslied, alle Kinder trinken einen letzten Schluck Wasser und laufen dann nach Hause.

 

* Namen der Redakteurin wie meistens bekannt ;-)

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Kommentare: 2
  • #1

    Ruth Schelling (Donnerstag, 02 Juni 2016 08:55)

    Merci für den Einblick, tönt spannend. Andere Räumlichkeiten wären wohl keinen Luxus.... und ich probiere noch mehr Duplos zu organisieren.

  • #2

    Spachi (Montag, 20 Juni 2016 01:50)

    Finds cool n bissl was von deinem Allatg mitzubekommen und n kleinen Einblick in das Leben vor Ort zu kriegen. Hab obn glesen das es scheinbar auch n Weg gibt wie man dir/euch sachen zukommn lassn kann. Mit wem miassat i mi denn in Verbindung setztn, wenn ich von zhaus Dinge mit ind Schweiz bringen kann? (Spielzeug etc.)