Haushalten auf guineisch

Nebst dem Arbeiten im Kindergarten, dem Sprachstudium und dem Pflegen von Kontakten in der Nachbarschaft, muss natürlich auch der Haushalt gemacht werden. Und dies ist hier recht zeitaufwendig und vor allem fehlen alle hilfreichen Haushaltsgeräte, die es einem erleichtern würde. Aber fangen wir doch  vorne an:

Als erstes nach dem Aufstehen muss der Hof vor dem Haus gewischt werden. Das macht man als gute guineische Hausfrau. Und ich sehe die Notwendigkeit mittlerweile auch ein. Der Hof muss von den Blättern, die unser Mangobaum in den letzten 24 h verloren hat und anderen Dingen, die Nachbarn und Besucher liegen gelassen haben, befreit werden.

 

Wenn man sowieso gerade draussen ist, kann man auch gleich den Abfall verbrennen, der sich über die Woche angesammelt hat und den wir nicht bereits über die Hofmauer geworfen haben. Kehrrichtentsorgung ist hier ein Fremdwort und so wird einfach alles verbrennt. Mein Ökologie-Gewissen ist schon langsam abgestumpft. Alles was kompostierbar ist werfen wir über die Mauer, wo sich sicher bald eine vorbei laufende Ziege oder ein Schaf daran erfreut.

 

Nun habe ich mir mein Jogurth zum Frühstück verdient. Das Jogurth stammt natürlich nicht aus dem Supermarkt, den man in Gaoual vergeblich sucht. Ich stelle es jede Woche selber her und kühle es in unserem Petrol-Kühlschrank. Regelmässig fülle ich das Petrol nach und kontrolliere, ob das Flämmchen noch schön brennt. Das Petrol muss in der Hauptstadt Conakry organisiert werden. Momentan gibt es gerade einen Petrol-Engpass in der Hauptstadt. Glücklicherweise konnte jemand in einer andern grösseren Stadt Petrol organisieren, so dass ich nun nicht auf kühles Trinkwasser und mein Jogurth verzichten muss.

 

Ich bin sehr froh, dass wir seit einigen Monaten auch einen mit Gas betriebenen Kochherd und Backofen haben, der gut funktioniert und das Kochen erleichtert. Einzig von Zeit zu Zeit muss die Gasflasche ausgewechselt werden. Wenn jemand mal die 12-stündige Fahrt in die Hauptstadt Conakry auf sich nimmt, muss dran gedacht werden die leeren Gasflaschen zum Auffüllen mitzugeben. In Gaoual ist dies nämlich ebenfalls nicht möglich.

 

Auch viele Lebensmittel kaufen wir in Conakry auf Vorrat (z.B. Haferflocken, Cornflakes, Konfiture, Milchpulver, Chips, Konservenfutter, Nutella usw.). Für die frischen Nahrungsmittel sowie auch Butter, eine Art Mayonnaise, Ketchup, Teigwaren, Mehl, Zucker, Brot usw. begebe ich mich ungefähr einmal pro Woche mit meinem Einkaufskörbli in die Stadt. Dort laufe ich den Markt mehrmals ab, um zu schauen, ob es nicht vielleicht doch noch irgendwo ein paar unzerquetschte Tomaten oder etwas anderes als Auberginen gibt. Wenn ich die Einkäufe nach Hause geschleppt habe, lege ich die Früchte und das Gemüse in Kaliumpermanganat (oder wie das Mittel auch immer heisst) ein, damit alle Bakterien abgetötet werden und unsere Mägen verschont bleiben.

 

Eine Spülmaschine kennt man hier natürlich auch nicht. So waschen wir alles von Hand ab. In einem Zweier-Haushalt ist dies jedoch keine grosse Sache. Aufwändiger ist dagegen das Kleider waschen, da die dafür benötigte Maschine (… ach ja Waschmaschine heisst das Ding) ebenfalls durch Abwesenheit glänzt. In der Regenzeit hat es immer genügend Wasser im Regenfass, so dass wir im Hof von Hand Kleider waschen können. In der Trockenzeit ist die Wasserbeschaffung etwas mühsamer. So haben wir nun begonnen unsere Wäsche an den Fluss zu tragen und dort zu waschen, so wie es die Einheimischen auch machen. Wer sagt denn, dass wir kein fliessendes Wasser haben in Gaoual!? ;)

 

 

Auch wenn wir die Kleider im Fluss waschen, müssen wir trotzdem jeden Tag mehrere Eimer Wasser pumpen: zum Duschen, zum WC spülen, zum Geschirr waschen, zum Kochen und zum Trinken. Das Trinkwasser muss durch einen Filter gelassen werden. Auch der muss täglich aufgefüllt werden. Nicht dass wir plötzlich auf dem Trockenen sitzen. Seit kurzem funktioniert der Brunnen in unserem Hof. So habe ich nun täglich mein Armmuskelfitnesstraining. 

 

Wir gehören zu den wenigen Privilegierten in Gaoual, die Strom haben dank ein paar Solarpannels. In der Regenzeit muss man sich nicht um die Pannels kümmern. Einzig, wenn es häufig bewölkt ist, muss etwas sparsam mit dem Strom umgegangen werden. In der Trockenzeit müssen die Pannels alle paar Wochen vom Staub befreit werden. Bis jetzt blieb ich noch davon verschont aufs Dach zu steigen. Aber wenn wir nicht bald einen hilfsbereiten Jungen finden, der willig ist regelmässig unsere Pannels zu waschen, muss ich dann wohl oder übel selber aufs Dach klettern. Oder unsere lieben Nachbarn werden bald keine private Handyladestation mehr haben. ;)

 

Hiermit schliesse ich meine Ausführungen über meine Alltagsaufgaben und wünsche euch allen viel Freude beim Haushalten. :)

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Ruth Schelling (Samstag, 03 Dezember 2016 17:37)

    So "alltäglich " und doch so spannend...gefällt mir

  • #2

    Angelika Roth (Samstag, 03 Dezember 2016 18:46)

    Liebe Naemi
    Das war wieder spannend; vielen Dank! Ja, da haben wir es hier doch viel einfacher....einfach Knöpfchen drücken und es funktioniert.
    Übrigens, im Kidstreff sammeln die Kinder für dich und ich wäre froh, wenn du mir ein paar schöne Bilder von dir und deinen Tätigkeiten schicken könntest, denn das Kopieren der Blog-Bilder hat nicht funktioniert und den Zugang zum Internet konnten wir im Kidstreff-Raum nicht herstellen. Freu mich auf die Bilder; nochmals vielen Dank und e gsegnete Zit!
    angelikarothstumm@gmx.ch