Fremd Zuhause!?

Wenn man längere Zeit im Ausland lebt, gewöhnt man sich so einige Dinge an, die man während ein paar Wochen Ferien in der Heimat nicht sofort wieder loswird.

 

So merkst du also, dass du die letzten eineinhalb Jahre in Guinea warst:

  • Du geniesst die schweizerischen Leckereien in vollen Zügen. Bei jedem Schleck Glacé, bei jedem Biss ins saftige Steak und bei jedem Schluck Milch entfährt dir ein genüssliches Stöhnen.
  • Jedes Mal, wenn du an den Kühlschrank trittst, überlegst du dir vorher, was du rausnehmen willst und schliesst dann in Sekundenschnelle wieder. Nicht dass zu viel Kälte entweicht und der Kühlschrank zu warm wird.
  • An der Kasse wechselst du mühsam das Geld von der linken in die rechte Hand, bevor du es dem Verkäufer reichst, während du realisierst, dass dies in der Schweiz nicht nötig gewesen wäre.
  • Wenn eine Tür offen steht und du eintreten willst, bist du etwas verunsichert. Du willst „Gong gong“ rufen, merkst aber, dass man das in der Schweiz nicht macht. Aber wie macht man das eigentlich?
  • Du bist unterwegs in der Stadt mit einer grösseren Gruppe. Mit einem kurzen Blick zurück, möchtest du dich schnell vergewissern, ob noch alle da sind. Dabei stellst du – kurz verdattert – fest, dass das gar nicht so einfach ist, da deine Freunde nicht aus der Masse rausstechen, weil alle anderen Menschen genauso weiss sind wie deine Freunde.
  • Wenn du dich mit jemandem verabredest, machst du nicht einen genauen Treffpunkt ab, da du davon ausgehst, dass du schon genügend auffallen wirst und dich die andere Person entdecken wird. Am vereinbarten Ort, wird dir dann bewusst, dass du gar nicht aus der Menschenmenge rausstichst.
  •  Du freust dich, wenn du eine dunkelhäutige Person siehst und würdest sie am liebsten ansprechen.
  • Wenn sich die anderen über das heisse Wetter beklagen, fühlst du dich gerade so richtig wohl. Jedoch kommst du dir etwas seltsam vor, wenn du einen Pullover trägst, während die Leute um dich in Hotpants herum laufen.
  • Wenn du von etwas sprichst, dass in der Zukunft liegt, fügst du innerlich immer noch „Si Allah jabi“ (= So Gott will) an. Wer weiss denn schon, was morgen oder übermorgen passiert.
  • Wenn du einer englischsprechenden Person begegnest und dich mit ihr unterhalten willst, poppen die Wörter im Gedächtnis zuerst auf Pular auf.
  • Du bist plötzlich begeistert von den Schweizerbergen und verstehst nun, warum so viele Touristen von weit her reisen, um unsere Bergwelt zu bestaunen. (Und warum meine deutschen Freunde am Theologischen Seminar auf St. Chrischona immer von den wunderschönen Bergen schwärmten, die man vom „Chilemüürli“ aus sehen konnte.)
  • An einem „Bad Hair Day“ würdest du am liebsten ein Kopftuch anziehen. Du machst es aber nicht, weil du ganz froh bist, dass du für einmal nicht immer und überall auffällst.

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Kommentare: 1
  • #1

    Eli (Mittwoch, 17 Januar 2018 20:45)

    So genial wie du das schribsch!;)))))
    Es ich für mich voll nahvollziehbar.